Bauhaus, „Moppi“ und Renau-Wandbild: Die Kulturdirektion Erfurt gibt Ausblick auf 2019

14.01.2019 13:10

Zum Jahresauftakt lud heute die Erfurter Kulturdirektion in das Angermuseum ein. War sie bereits im zweiten Halbjahr 2018 aufgrund personeller Veränderungen verstärkt in den öffentlichen Blick geraten, stand heute eine programmatische Bilanz des vergangenen Jahres sowie der Ausblick auf Schwerpunkte im Jahr 2019 im Vordergrund.

Der designierte Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung, Noch-Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich, stellte trotz anstehender Umstrukturierungen und laufender Stellenbesetzungsverfahren ein an kulturellen Höhepunkten reiches Jahr in Aussicht.

Die Kulturdirektion informierte über …

… die aktuelle Personalsituation

Eingangs nahm Knoblich zur aktuellen Situation der Kulturverwaltung Stellung: „Das Verfahren zur Neubesetzung der Stelle des Kulturdirektors/der Kulturdirektorin ist Ende vergangener Woche abgebrochen worden. Durch den langen Verfahrenslauf infolge der Beigeordnetenwahlen sind uns Bewerber/-innen abgesprungen, die wir diese Woche anhören wollten. Wir nehmen dies zum Anlass, die Ausschreibung neu zu starten und auch an die veränderten Bedingungen anzupassen. Das neue Dezernat wird am bisherigen Standort der Kulturdirektion eingerichtet, diese zieht teilweise aus und konzentriert sich am Standort Haus Dacheröden, wo schon jetzt zahlreiche Mitarbeiter/-innen der Kulturdirektion arbeiten“, so Knoblich. Das neue Dezernat soll im Laufe des Monats Februar arbeitsfähig sein. „Wir haben schon im Dezember alle notwendigen Entscheidungen getroffen. Neben den in der Berichterstattung bereits genannten Ämtern werden auch die Unesco-Referentinnen ins Dezernat Kultur und Stadtentwicklung wechseln und dort mit Blick auf die finalen Arbeiten am Welterbeantrag eine Stabsstelle bilden, da mir dieses Thema besonders wichtig ist“, so Knoblich. „Auch nehme ich die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur aufgrund ihres übergreifenden Charakters mit ins Dezernat.“

In Kürze wird es auch eine neue Abteilungsleitung für den zentralen Bereich Kulturmanagement geben, das Auswahlverfahren wurde Ende letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen. Damit steht auch eine kommissarische Leitung der Kulturdirektion in Aussicht. Bis die neue Leitung eingearbeitet ist, wird die jetzige kommissarische Abteilungsleiterin Sarah Laubenstein in enger Abstimmung mit dem Beigeordneten die Kulturdirektion leiten.

… die Schwerpunkte 2019

Aus der engagierten Arbeit der Kultureinrichtungen, der Bildungsarbeit des Erinnerungsortes Topf & Söhne und der Arbeit des Stadtarchivs, ohne die die Erarbeitung von Schwerpunkten gar nicht möglich wäre, werden die folgenden Themen das kommende Jahr besonders prägen:

Zwei für die Landeshauptstadt bedeutsame Jubiläen werden in diesem Jahr begangen: So stehen die Kunstmuseen ganz im Zeichen von „100 Jahre Bauhaus“ – ein Jubiläum, an dem in Thüringen in diesem Jahr niemand vorbei kommt. Angermuseum und Kunsthalle beteiligen sich mit Sonderausstellungen insbesondere zu den Frauen im Bauhaus; das Margaretha-Reichardt-Haus zeigt sich uns teilmodernisiert als authentischer Schaffensort. Aber auch die Alte Synagoge begeht, zwei Jahre vor Abgabe des Antrags auf Aufnahme in die Welterbeliste der Unesco, bereits ihr 10-jähriges Jubiläum als Museum zur Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde. Dies schlägt sich in einem bunten Programm über das ganze Jahr nieder, das zum Jubiläum der Museumseröffnung im Oktober mit einem Aktionstag seinen festlichen Abschluss finden wird.

… Projekte im kommenden Jahr

Im Naturkundemuseum werden in diesem Jahr die Voraussetzungen für seine bauliche Erweiterung geschaffen – nicht zuletzt eine Referenz an die laufend hohen und weiter steigenden Besucherzahlen (54.000 in 2018) und seinen Bildungsauftrag. Das Ziel besteht darin, es als Ankermuseum für Thüringen zu ertüchtigen, den Gebäudekomplex zu arrondieren und auch barrierefreie Sonderausstellungsbereiche zu erschließen. Dafür wurde in der Kulturdirektion bereits im Jahr 2018 eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe gegründet. Eine erste Studie als interne Diskussionsgrundlage wurde bereits beauftragt und liegt vor, Haushaltsmittel wurden eingeplant, um an der Planung arbeiten und weitere Fördermittel akquirieren zu können.

Für alle Museen und die prekäre Depotsituation wird in diesem Jahr die Aufgabenstellung für ein Museumsentwicklungskonzept erarbeitet. Ziel ist es, im Jahr 2020 Spezialisten damit zu beauftragen, auf der Grundlage von Vergleichen, Erfahrungen und empirischen Erhebungen Vorschläge für eine neue Museumsstrategie in Erfurt zu erarbeiten und dem Stadtrat vorzulegen. Dabei sollen auch die Entwicklungen auf dem Petersberg berücksichtigt werden, der ein neues Landesmuseum beherbergen soll. Die neue Strategie mündet auch in das Strategische Kulturkonzept ein, dessen Novelle im Jahr 2020 dem Stadtrat vorgeschlagen werden wird. „Besonders dringlich sind neben infrastrukturellen Ertüchtigungen in den meisten Häusern Perspektiven für das Museum für Thüringer Volkskunde und die Barfüßerkirche, über deren Nutzung über die Ruine hinaus stärker nachgedacht werden sollte“, so Knoblich. „Können wir auch mit einem neuen Konzept sicher nicht alles auf einen Schlag lösen, eröffnet sich damit aber eine Perspektive mit Prioritäten und schrittweisen Umsetzungen. Ein wichtiges Ziel muss zudem darin bestehen, den Publikumsschwund zu stoppen und über ein System der Museen nachzudenken, also über Einzelausstellungen hinauszudenken, die Häuser ideell und praktisch zu verbinden. Wir brauchen eine Investition in die Zukunft der kommunalen Museen.“

… die Kulturförderung in Erfurt

In einem besonderen Fokus steht die kreative Szene in Erfurt, die weiter intensiv beraten und unterstützt werden soll. Dabei spielt die Kulturförderung eine wichtige Rolle: Während 2018 unter dem Motto „Bild(er) deiner Stadt“ insgesamt 39 Projekte mit einem Fördervolumen von 200.000 Euro durch die Kulturdirektion unterstützt, beraten und medial begleitet wurden, setzt das zweijährig stattfindende kulturelle Jahresthema in diesem Jahr aus. Davon unbenommen wird voraussichtlich eine wesentlich höhere Fördersumme als in den Vorjahren für die freie Kulturszene zur Verfügung stehen. Parallel zur Projektförderung wurde im vergangenen Jahr über die institutionelle Förderung an sieben Vereine bereits eine Gesamtsumme von über 1 Mio. Euro ausgeschüttet; diese Förderung soll in 2019 moderat angehoben werden. Die Förderung von kulturellen Vereinen, Initiative und Künstlern unterstützt die rasante kreative Entwicklung unserer Stadt; damit sollen auch die neuen Knotenpunkte und Vernetzungen bedacht werden. Zur kreativen Szene gehört auch, dass das Amt des Stadtschreibers in diesem Jahr wieder vergeben wurde. Der Preisträger Tom Schulz aus Berlin wird sein Amt im zweiten Quartal 2019 antreten.

… Kika-Figuren

Ebenfalls ab diesem Jahr sollen mehrere neue Kika-Figuren das Stadtbild verschönern: Schnatterinchen und Moppi hinter der Krämerbrücke, Fuchs und Elster am Theatervorplatz und der kleine Maulwurf in der Rathausgasse/Ecke Fischmarkt – alle finanziert aus Spenden.

… das Renau-Wandbild

Lange erwartet, durch technologische Probleme mehrfach verschoben, kann das großformatige Mosaik „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ von Josep Renau voraussichtlich Mitte des Jahres in frischer Schönheit wieder am Moskauer Platz auf einer neuen Trägerkonstruktion angebracht werden. Spezielle technische und handwerkliche Herausforderungen sowie Verhandlungen mit wechselnden Eigentümern hatten den ursprünglichen Zeitplan immer wieder verzögert. Dieses Jahr steht der Finalisierung des großen und ca. 600.000 Euro teuren Projekts nichts mehr im Wege. Das Thema Wandbilder aus der Zeit der DDR begleitet uns aber weiter: Ende 2018 hat der Kulturdirektor eine ämterübergreifende Projektgruppe für die Sicherung des Wandbildes von Erich Enge und sein städtebauliches Umfeld gegründet.

… ein besonderes Datum

Mit einem Festakt werden wir ein wichtiges Datum der Zeitgeschichte vergegenwärtigen: 30 Jahre Mauerfall. Hier arbeiten wir – wie oft im Alltag – auch mit dem Gedenk- und Lernort Andreasstraße zusammen.

… „gute alte Bekannte“

Last but not least arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kulturdirektion engagiert daran, dass „gute alte Bekannte“ wie die Lange Nacht der Museen, das Krämerbrückenfest, die Denkmaltage, die Jazzmeile und natürlich der Weihnachtsmarkt in gewohnter Qualität stattfinden können. Kurz vor Jahresende wird am 8. November in diesem Jahr auch wieder eine Lange Nacht der Wissenschaften stattfinden. Der Erfurter Kulturkalender ist also auch 2019 wieder prall gefüllt – auf ein „kulturvolles“ Jahr!