Buch „Wie außerdem bekannt ist, gehören verschiedene Jüdinnen der Schule an“

27.06.2019 10:00

Ein Buch liefert neue Einblicke in die Geschichte der Erfurter Ursulinenschule von 1933 bis 1938 und dokumentiert den Rückblick der ehemaligen jüdischen Schülerin Hanna Herzberg auf die Shoah.

Eine Neuerscheinung aus dem Verlag Vopelius, Jena, beleuchtet ein nahezu unbekanntes Kapitel der Erfurter Stadtgeschichte. Die Ordensfrauen des Ursulinenklosters hatten bis zur erzwungenen Schließung ihrer Schule im Jahr 1938 etlichen als Jüdinnen verfolgten Mädchen den Schulbesuch ermöglicht. Die Autorin, Andrea Wittkampf, belegt unter anderem, dass die sogenannten Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938 die schulischen Einrichtungen des Ordens bespitzelten, um deren Schließung begründen zu können. Biogramme der damaligen jüdischen Schülerinnen sind dem Buch beigefügt.

Hanna Herzberg und ihre Schwester Eva hatten 1935 die Ursulinen-Schule besucht. Der zweite Teil des Buches enthält, erstmals in deutscher Sprache, die Aufzeichnungen Hanna Herzbergs. Als Überlebende der Shoah blickt sie unter anderem auf ihre Schulzeit in Erfurt zurück und erzählt vom Alltag der Familien Herzberg und Pinthus – ihr Vater war Gesellschafter des Kaufhauses Römischer Kaiser, das ihr Großvater, Vorstandsvorsitzender der Synagogengemeinde, mitbegründet hatte. Eindrücklich beschreibt Hanna Herzberg die Flucht der Familie aus Deutschland, Stationen der Emigration, die Internierung in den Niederlanden, die Deportation über das Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz, die Zwangsarbeit in Freiberg/Sachsen und schließlich die Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen.

Eine Buchvorstellung mit der Autorin Andrea Wittkampf findet im Rahmen der Tage der Jüdisch-Israelischen Kultur am 14. November um 19 Uhr in der Kleinen Synagoge stattfinden wird.