Erinnerungsort Topf & Söhne weiter geöffnet
Zwei Sonderausstellungen und die Dauerausstellung können besucht werden
Damit bleibt die Ende letzter Woche eröffnete Sonderausstellung „Wohin bringt ihr uns? ,Euthanasie'-Verbrechen im Nationalsozialismus“ zugänglich. Sie berichtet über die massenhaften Zwangssterilisation von angeblich Erbkranken sowie die systematische Tötung von 300.000 Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen. Wer aus Sicht des Staates von einer gesetzten Norm abwich, wurde verfolgt, misshandelt, ermordet.
Die Nationalsozialisten trieben damit die Diskussionen um „unwertes Leben“, die um die Jahrhundertwende begonnen hatten, zu einer mörderischen Konsequenz. Die Medizinverbrechen verschleierten sie mit dem Begriff „Euthanasie“ (griechisch „schöner Tod“).
Es sei besonders wichtig, „diesen lange vergessenen und verdrängten Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung eine Stimme zu geben. Denn hinter jeder Akte steckt ein einzigartiger Mensch mit seinen Wünschen, Träumen und vielfältigen Interessen“, so Kuratorin Lisa Caspari, die zur Erforschung von Einzelschicksalen aus Thüringen zahlreiche Archive besuchte.
Für Oberkuratorin Dr. Annegret Schüle hat die Ausstellung in der Corona-Pandemie eine besondere Aktualität. Sie zeige sehr eindrücklich, was geschieht, „wenn eine Gesellschaft den Schutz der Schwachen und Hilfsbedürftigen verweigert und unterscheidet zwischen Leben, das lebenswert und zu verteidigen ist, und einem angeblich lebensunwerten Leben.“
Noch bis Januar ist auch die Sonderausstellung „Die Mädchen von Zimmer 28. L 410, Theresienstadt“ zu sehen. Sie erzählt von zwölf bis 14 Jahre alten jüdischen Mädchen, die zu einer Gemeinschaft zusammenwuchsen und immer wieder auseinandergerissen wurden. Die meisten starben in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau.
Die Dauerausstellung „Techniker der ,Endlösung‘“ zeigt Schlüsseldokumente zum Holocaust aus dem Betriebsarchiv von Topf & Söhne, aus Auschwitz und Moskau. Sie belegt auf eindringliche Weise, wie dieses Menschheitsverbrechen durch Industrie und Privatwirtschaft ermöglicht und umgesetzt wurde.
Führungen, Seminare und Veranstaltungen können derzeit nicht stattfinden. Der Erinnerungsort ist täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.