"Republik, das ist nicht viel…"? Rosa Luxemburg, die Novemberrevolution und die Weimarer Linke
2019 jährt sich zum 100. Mal die Gründung der Weimarer Republik, die sich der Novemberrevolution der Arbeiterbewegung verdankt. Ebenfalls vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburg ermordet – in den Gewaltexzessen bei den sogenannten Januarkämpfen 1919, die den Beginn der ersten deutschen Demokratie prägten und deren politische Kultur dauerhaft belasteten.
Die Geschichte der Arbeiterbewegung von 1916 bis 1922 wird oft als Zweiteilung in Mehrheitssozialdemokratie und Unabhängige Sozialdemokratie einerseits sowie die sich gründende Kommunistische Partei andererseits beschrieben. Doch diese allzu schlichte Darstellung wird den tatsächlichen politischen Auseinandersetzungen zwischen und in diesen Gruppen nicht gerecht.
Der Vortrag rekonstruiert die Spaltungsgeschichte der Arbeiterbewegung und Rosa Luxemburgs Rolle in diesen Auseinandersetzungen. Er stellt die kontroversen Debatten in der Novemberrevolution um Fragen der politischen Verfassung und der Gestaltung der Wirtschaftsordnung (Nationalversammlung oder Räteverfassung) dar, die in gewalttätigen Auseinandersetzungen und Umsturzversuchen eskalierten. Die Januarkämpfe und die gegensätzlichen Einschätzungen der russischen Entwicklung vertieften die Spaltungen der Arbeiterbewegung in der Demokratiefrage. Schließlich untersucht der Vortrag den Umgang mit dem theoretischen Erbe Rosa Luxemburgs in den unterschiedlichen Strömungen der Weimarer Linken.
Prof. Dr. Uli Schöler lehrt am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Hauptberuflich ist er stellvertretender Direktor und Abteilungsleiter beim Deutschen Bundestag, ehrenamtlich leitet er die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. Zuletzt gab er mit Thilo Scholle "Weltkrieg, Spaltung, Revolution. Sozialdemokratie 1916–1922" heraus.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.