Rassismus und Antisemitismus als Herausforderung der Bildungsarbeit
Fortbildung mit Dr. Türkân Kanbıçak, pädagogisches Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums in Frankfurt, und Verena Bunkus, freie pädagogische Mitarbeiterin am Erinnerungsort Topf & Söhne
Antimuslimischer Rassismus tritt immer offener zutage, die Vorstellung vom Islam als Feindbild ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft etabliert. Gleichzeitig wird die Verbreitung antisemitischer Einstellungen zunehmend sichtbar. In den gesellschaftlichen Debatten werden Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus oft gegeneinander gestellt. Wie kann demgegenüber eine Perspektive aussehen, die beide Phänomene in ihrer Komplexität erfasst und verbindet?
Mit einer Führung durch die Sonderausstellung Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute nähert sich die Referentin Verena Bunkus gemeinsam mit den Teilnehmenden den beiden Phänomen an.
Im Anschluss daran werden die zwei pädagogischen Bildungsangebote Fairplay?! und Was geht mich das an?, die der Erinnerungsort Topf & Söhne in Kooperation mit dem Straßenfußball- und Bildungsverein Spirit of Football e.V. seit nunmehr vier Jahren durchführt, vorgestellt. Dadurch erhalten die Lehrkräfte Einblicke, wie an dem außerschulischen Lernort vorurteilskritische Sensibilisierung und innovative Geschichtsvermittlung methodisch miteinander kombiniert werden. Einige der in den Projekten eingesetzten Methoden können sie selbst ausprobieren und auf ihre Zielsetzung und Wirksamkeit hin reflektieren.
Türkân Kanbıçak bettet mit ihrem anschließenden Vortrag das Thema Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus als Varianten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit theoretisch ein und bereichert es durch ihre langjährigen Erfahrungen. Zunächst diskutiert sie aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus und der Muslimfeindlichkeit und zeigt dann an Beispielen aus ihrer pädagogischen Praxis, welche Handlungsoptionen die Doppelperspektive auf beide Varianten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Schulalltag eröffnet.
Türkân Kanbıçak ist ausgebildete Berufsschullehrerin, promovierte Erziehungswissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Hochschule Fulda. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Judentum und Islam, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus.
Verena Bunkus studierte Geschichte und Slawistik. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat im Erinnerungsort Topf & Söhne promoviert sie am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.
Die Fortbildung findet im Rahmen des Modellprojektes Gemeinsam erinnern - Zukunft gestalten des Erinnerungsortes Topf & Söhne statt und wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie entstand außerdem in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien.