Vor 80 Jahren: Der erste Ofen von Topf & Söhne im KZ Buchenwald
Vortrag von Dr. Harry Stein, Kustos für die Geschichte des KZ Buchenwald, und Dr. Annegret Schüle, amt. Direktorin der Erfurter Geschichtsmuseen und Kuratorin am Erinnerungsort Topf & Söhne
Am 1. September 1939 überfiel Deutschland Polen. Kaum zwei Wochen später rollten erste Deportationszüge mit Tausenden von Verhafteten nach Buchenwald. In dem überfüllten Konzentrationslager brach eine Ruhrepidemie aus. Hunderte Juden und Polen wurden in einem Sonderlager ums Leben gebracht.
Das Krematorium in Weimar war auf das Ansteigen der Zahl der Toten aus dem Konzentrationslager vorbereitet. Doch die SS wollte das Verbrennen der Leichen in das Lager verlegen, um auch in diesem Bereich unbeobachtet agieren zu können. Sie nutzte das von ihr selbst herbeigeführte Massensterben als ihre Chance und bestellte einen ersten fahrbaren Ofen bei der Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne. Das war der Beginn einer Jahre dauernden engen Geschäftsbeziehung, die das Erfurter Unternehmen zum Mittäter an den nationalsozialistischen Verbrechen machte.
Der Vortrag von Harry Stein und Annegret Schüle beleuchtet die Bedeutung des Kriegsbeginns vor 80 Jahren für das KZ Buchenwald und das Agieren der Firma Topf & Söhne. Er fragt danach, wie und warum sich die Leitung und die Mitarbeiter dieser ganz normalen Erfurter Firma auf die Geschäfte mit der SS einließen und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau schließlich zu den "Technikern der 'Endlösung'" wurden.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora statt.