Doppelausstellung unter dem Titel „Täter, Opfer, Zeugen“ im Erinnerungsort Topf & Söhne mit Begleitband in Leichter Sprache

10.06.2022 09:18

„Wohin bringt ihr uns? 'Euthanasie'-Verbrechen im Nationalsozialismus“: Diese Ausstellung wurde vom Erinnerungsort Topf & Söhne erarbeitet und berichtet über die erste von den Nationalsozialisten organisierte planmäßige Vernichtung von Menschenleben.

Ausstellungen mit inklusiven Bildungsangeboten

Schwarzweiß Fotografie. Frauen und Männer auf einer hölzernen Anklagebank in einem Gerichtsraum.
Foto: Die Angeklagten im Dresdner "Euthanasie"-Prozess, 1947 Foto: © Bundesarchiv

Die Ausstellung beginnt mit den Diskussionen um „unwertes Leben“ um die Jahrhundertwende und zeigt die mörderischen Konsequenzen im Nationalsozialismus: Etwa 300.000 Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen wurden von 1939 bis 1945 in Deutschland und in den besetzten Gebieten ermordet. Exemplarische Biografien aus Erfurt und Thüringen geben den Opfern eine Gesicht und eine Stimme.

Der „Euthanasie“-Prozess in Dresden wird in der Ausstellung „NS-'Euthanasie' vor Gericht. Der Prozess vor dem Landgericht Dresden 1947“ thematisiert. Diese Ausstellung wurde von den Gedenkstätten Pirna-Sonnenstein und Münchner Platz Dresden erarbeitet und zeigt anhand von Dokumenten den bedeutendsten Nachkriegsprozess im Osten Deutschlands.

In der Exposition werden die strafrechtliche Ahndung und die gesellschaftliche Auseinandersetzung gezeigt. Der Prozess war damit ein engagierter Versuch, den Mord an Unschuldigen mit rechtsstaatlichen Mitteln zu sühnen. Vor Gericht standen Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern aus Pirna-Sonnenstein und Großschweidnitz. Zu ihren Opfern zählten auch Menschen aus Thüringen.

Beide Ausstellungen werden von „Barrierefrei erinnern – Das Zentrum für Thüringen“ begleitet und beinhalten inklusive Bildungsangebote zu den Ausstellungen. Damit verstärkt der Erinnerungsort Topf & Söhne sein inklusives Vermittlungsprogramm. Zur Ausstellung „Wohin bringt ihr uns? 'Euthanasie'-Verbrechen im Nationalsozialismus“ erscheinen Begleitpublikationen in Standardsprache und in Leichter Sprache.

Letzteres ist in der städtischen Museumslandschaft ein Novum. Dafür hat der Erinnerungsort mit „capito Berlin – Büro für barrierefreie Informationen“ zusammengearbeitet. Den Text und die Bilder haben vier Testpersonen mit Lernschwierigkeiten auf Verständlichkeit geprüft.

Die erste öffentliche Führung in Leichter Sprache findet am 15. Juni, 11 Uhr in der Sonderausstellung „Täter, Opfer, Zeugen. Die 'Euthanasie'-Verbrechen und der Prozess in Dresden 1947“, statt.