Häftlingsbericht aus den Krematorien in Auschwitz
Buchvorstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne
Von den über 2.000 jüdischen Häftlingen, die Zwangsarbeit in den Gaskammern und an den Leichenverbrennungsöfen von Topf & Söhne in Auschwitz-Birkenau leisten mussten, haben nur wenige überlebt. Unter ihnen ist Filip Müller, 1922 in der Tschechoslowakei geboren, eine Ausnahme. Er war Mitglied des Widerstands im Sonderkommando und überlebte fünf Liquidierungen von Mitgliedern des Kommandos sowie den mutigen, aber verzweifelten Häftlingsaufstand im Oktober 1944.
Als erster Sonderkommando-Häftling veröffentlichte Filip Müller 1979 seine Erinnerungen in deutscher Sprache, nachdem er nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 aus seiner Heimat in die Bundesrepublik emigriert war. Das Buch wurde in sieben Sprachen übersetzt. Weil er von Alt- und Neo-Nazis bedroht wurde und sich und seine Familie schützen wollte, verweigerte er eine Neuausgabe in deutscher Sprache.
Neun Jahre nach Müllers Tod, zu seinem 100. Geburtstag, ermöglichte nun seine Familie die Neuerscheinung dieses bedeutenden Zeugnisses. Andreas Kilian stand jahrelang im Kontakt mit Filip Müller und verfasste für die Neuausgabe ein Nachwort. Der Historiker ist der deutsche Experte zum Thema des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz, zu dem er seit 30 Jahren forscht und publiziert.
Für den Erinnerungsort Topf & Söhne stellen die Zeugnisse der Sonderkommando-Häftlinge eine besonders bedeutsame Quelle zu der Frage dar, welche Folgen die Technik von Topf & Söhne für die Opfer in Auschwitz hatte. Deshalb spielen sie auch in der Dauerausstellung eine wichtige Rolle. Die Buchvorstellung findet im Rahmen der 30. Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen statt.