Wie geht es weiter mit der Neuen Mühle?
Das Bekenntnis zur Mühle liege vor. Sie als Technisches Denkmal zu bewahren, ist Teil des strategischen Kulturkonzepts. „Wir haben kein Problem mit der Mühle an sich“, erklärt Knoblich. „Wir haben ein Problem mit der baulichen Situation des gesamten Komplexes.“ Dabei handele es sich nicht um „kosmetische Feinheiten“. Schäden an der Tragwerkskonstruktion beeinträchtigen die Statik des Erschließungsbauwerks, sodass ein sicherer Besucherverkehr nicht gewährleistet werden kann. „Um die Neue Mühle baulich zu ertüchtigen, sind mehr als 1,1 Millionen Euro notwendig. Eine Modernisierung ist dabei noch nicht eingeschlossen“, so Knoblich. Geld, das angesichts der angespannten Investitionslage nicht vorhanden ist.
Pläne, die Mühle aufgrund des hohen Investitionsbedarfs alternativ, aber nicht kommerziell bewirtschaften zu lassen, scheiterten: Ein Ausschreibungsverfahren musste gestoppt werden, als die baulichen Mängel festgestellt wurden. Daraufhin wurde untersucht, ob auch ohne Sanierung eine niedrigschwellige Nutzung möglich wäre. Das Ergebnis ließ eine Öffnung nicht zu. Anschließend wurde eine Übertragung an die Stadtwerke geprüft. Corona und die Energiekrise haben diese Überlegungen wirtschaftlich überholt, sodass auch dieses Modell auf absehbare Zeit ausfällt.
Eine Öffnung des Technischen Denkmals und der Ausstellungsräume sei gewünscht, müsse allerdings längerfristig geplant werden. „Wir werden die Sanierung der Mühle im Haushalt ab 2026/27 anmelden“, sagt Knoblich. „Dann wird der Stadtrat eine Entscheidung treffen.“ Die Neue Mühle tritt dann in der Vorhabenliste in „Konkurrenz“ mit der Sanierung von Schulen, Kitas, maroden Brücken und Straßen. „Bis dahin ist die Mühle als Technisches Denkmal keinesfalls in Gefahr. Das Mühlenrad wird weiterhin gewartet“, so Knoblich.
Den Vergleich mit dem Pop-up-Museum auf dem Petersberg und den Vorschlag, das für die Etablierung dieses neuen Museums vorgesehene Geld in die Ertüchtigung der Neuen Mühle zu investieren, ordnet Knoblich als nicht umsetzbar ein. „Es handelt sich um zwei Paar Schuhe. Beide Projekte stehen nicht in Konkurrenz“, erklärt der Beigeordnete. „Die vorgeschlagenen Finanzmittel für die Betreibung eines Pop-up-Museums in der Defensionskaserne gehören zum Verwaltungshaushalt. Diese Mittel werden genutzt, um etwas zu bespielen, das die nötigen Voraussetzungen nach einer niedrigschwelligen Sanierung bereits mitbringt. Es kann nicht in Bestandsgebäude umgeleitet werden. Das Geld für investive Maßnahmen an der Neuen Mühle käme aus dem Vermögenshaushalt der Stadt, der mehrfach überzeichnet ist.“ Auch die Planung erfordere Personal, das aktuell gebunden sei. „Der Petersberg soll nicht zu Lasten anderer Häuser entwickelt werden“, so Knoblichs Fazit. „Das Pop-up-Museum soll museales Arbeiten zusätzlich stimulieren und das Bau- und Bodendenkmal Petersberg bei seiner Entfaltung unterstützen.“
Das Problem sei ein grundlegendes, so Knoblich. „Will man künftig alle Häuser kontinuierlich und ohne Überraschungen an Bausubstanz und technischer Ausstattung betreiben, müssen wir mehr Geld in den Gebäudeunterhalt von Kulturimmobilien investieren“, erklärt der Beigeordnete. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass kaum eine Stadt in Deutschland das in großem Stil macht. Daher treten Problem an Museen, Theatern und Depots in der Regel katastrophisch auf und erfordern meist größere Anstrengungen ohne planerischen Vorlauf.“