Fotoausstellung „Sei a Mensch“ eröffnet im Stadtmuseum

10.10.2024 08:00

Ab diesem Herbst präsentiert die Berliner Fotografin Halina Hildebrand bewegende Bildaufnahmen zum aktuellen Zeitgeschehen im Nahen Osten. Ihre Fotografien dokumentieren die Situation in Israel nach dem 7. Oktober 2023 – dem Tag, an dem der israelisch-palästinensischen Konflikt eine neue Eskalationsstufe erreichte.

Foto: Fanny, Binnenflüchtige aus dem Kibbuz Magen Foto: © Halina Hildebrand

Die gesellschaftlich relevante Sonderausstellung wird von Freitag, dem 18. Oktober 2024, bis zum 30. März 2025 im Stadtmuseum Erfurt gezeigt. Sie entstand in Kooperation mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, dem Politischen Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen Thüringen und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Erfurt. Der Eintritt zu den Öffnungszeiten ist kostenfrei möglich.

„Das geschichtlich junge Ereignis war uns ein besonderes Anliegen. Es galt, einen geeigneten Raum zur intensiven künstlerischen und kommunikativen Reflexion zu kreieren. Daher bespielen wir die komplette zweite Etage des Stadtmuseums. Die historischen Räume bieten den perfekten Rahmen, um Hildebrands knapp 60 Werke teilweise großformatig oder in Installationen zu präsentieren. Zudem bleibt ausreichend Platz, um die Fotos mit zahlreichen Fakten und Details anzureichern. Ein weiteres Highlight ist die moderne Video-Installation“, berichtet Oberkurator Hardy Eidam.

Die neue Ausstellung zeigt Momentaufnahmen aus einem verwundeten Land: zerstörte Wohnhäuser, aufgetürmte Autowracks, Menschen mit leeren, ohnmächtigen Gesichtern. Seit dem Massaker der Hamas an Familien in Kibbuzim nahe der Grenze zu Gaza und jungen Menschen auf einem Musikfestival in der israelischen Negevwüste steht das ganze Land unter Schock. Bewusst wurden die Opfer gedemütigt, sexuell missbraucht und die Leichen geschändet. Im Raum steht die Frage: Wie können Menschen sich so etwas antun?

In ihren Fotos verarbeitet die Künstlerin das Geschehene und leistet mithilfe ihrer Kamera einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung in der medialen Berichterstattung. Ihre Aufnahmen wecken gerade wegen ihrer nüchternen Formensprache tiefe Emotionen und zielen darauf ab, die weitreichenden Auswirkungen dieses Schicksalstages auf die israelische Gesellschaft festzuhalten. Sie zeigen sowohl die Zerstörungen und das Leid der Zivilbevölkerung, als auch die Resilienz und Kraft der Israelis. Damit macht die Ausstellung die Tragweite dieser Katastrophe sichtbar und setzt ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus.

„Ein ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist es, den Menschen die Geschichte jüdischen Lebens in Erfurt näherzubringen, dazu aber auch weiter zu forschen. Dafür sind wir auf unser wissenschaftliches Netzwerk angewiesen, insbesondere auch mit israelischen Kolleginnen und Kollegen. Daher sehen wir es als Pflicht und Verantwortung an, uns an die Seite Israels und gegen Antisemitismus zu stellen, was wir mit dieser Ausstellung deutlich zeigen wollen“, so Dr. Maria Stürzebecher, Kuratorin der Alten Synagoge Erfurt und Beauftragte für das Unesco-Welterbe.

Seit dem 7. Oktober 2023 arbeitet Halina Hildebrand kontinuierlich an ihrem humanitären Fotografieprojekt. Mehrfach reiste sie nach Israel, kehrte erst im Juli dieses Jahres von ihrer letzten Reise zurück. „Ich wollte mit eigenen Augen sehen und vor Ort fühlen, was dieses Massaker mit Israel gemacht hat. Es geht mir darum, die persönlichen Geschichten hinter dem Schmerz und der Zerstörung sichtbar zu machen – sowohl in den Gesichtern der Menschen als auch in den verwüsteten Orten. Tragödien, über die hier nicht berichtet wird, möchte ich durch meine Fotografien ins Bewusstsein rücken“, resümiert sie.

Hildebrand stammt selbst aus einer jüdischen Familie und musste antisemitische Übergriffe miterleben. Die gebürtige Polin verdeutlicht weiter, warum ihr die Fotoausstellung besonders am Herzen liegt: „Ich würde mir wünschen, dass die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung die furchtbare Situation und die Betroffenheit der israelischen Bevölkerung wahrnehmen. Die Bilder sollen dazu anregen, sich mit den menschlichen Dimensionen dieses Konflikts auseinanderzusetzen, der auch Israel betrifft. Immer noch 100.000 Binnenflüchtlinge und 101 Geiseln seit einem Jahr - und es wird kaum darüber berichtet. Damit will ich das Leid der Palästinenser nicht schmälern, sondern nur zu einer ausgewogenen Berichterstattung aufrufen, und daran erinnern, dass der Hass der Hamas mit dem Ziel der Vernichtung Israels am Anfang dieser furchtbaren Auseinandersetzung steht.“