Neues Denkmal im Egapark erinnert an Erfurter Bücherverbrennung 1933

15.11.2024 18:27

Am 15. November 2024 wurde der Denkort Bücherverbrennung 1933 im Beisein von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn im Egapark eingeweiht. Erinnert wird damit dauerhaft an die Bücherverbrennung in Erfurt, organisiert von der Hitlerjugend am 29. Juni 1933 auf dem Gelände eines Sportplatzes für Jugend- und Volksspiele unterhalb der Cyriaksburg, das heute innerhalb des egaparks liegt. Auf Initiative der Erfurter Omas gegen Rechts und fachlich betreut vom Erinnerungsort Topf & Söhne fanden Egapark, Stadt und Denkmalschutz gemeinsam einen Weg, die Erinnerung an diesen freiwillig begangenen Akt der Zerstörung von Demokratie und Vielfalt in das Gartendenkmal Egapark zu integrieren.

Foto: Ein neues Denkmal erinnert im Egapark an die Bücherverbrennung 1933. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Oberbürgermeister Andreas Horn betonte: „Die Stadt, der Egapark und die Zivilgesellschaft unterstreichen und stärken mit diesem neuen Denkmal ihre Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus, gegen völkisches Denken und die Hetze gegen Minderheiten, für Vielfalt, Demokratie und Menschenwürde.“

Dr. Tobias Knoblich, Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe, betont den großen politischen Willen, das Denkmal, für das sich der Stadtrat auf Initiative der Erfurter Omas gegen Rechts im September 2023 ausgesprochen hatte, schnell zu realisieren. „In Zeiten großer Geschichtsvergessenheit gibt es kein Erinnern, das fehl am Platz ist“, so Knoblich. „Der Ort zeigt“, sagt Gabriele Wölke-Rebhan für die Initiatorinnen, „wohin Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit führen.“ Für sie ist die Einweihung des Denkortes nicht der Abschluss, sondern der Auftakt für viele Veranstaltungen und Begegnungen.

„Der Name des Denkmals ist seine Botschaft“, führt Projektleiterin und Kuratorin Dr. Annegret Schüle vom Erinnerungsort Topf & Söhne aus. Als Denkort Bücherverbrennung 1933 lädt es zum eigenständigen Denken und zum freien Sprechen ein. Dafür steht die vom Leipziger Büro Funkelbach gestaltete innovative Formensprache der eingelassenen Drucklettern für das gedruckte und der mit Zitaten und knappen Texten versehenen Kegel als „Lautsprecher“ für das gesprochene Wort.

„Es ist ein lebendiges und intergenerationell gestaltetes Denkmal,“ erklärt Schüle. „QR-Codes führen zu Audios des Jugendtheaters Schotte, die den Autorinnen und Autoren verbrannter Werke eine Stimme geben.“  Ein Bildungsangebot, das unter gedenkstättenpädagogischer Betreuung von Leonie Dellen im Erinnerungsort Topf & Söhne von Jugendlichen selbst entwickelt wurde, macht das Denkmal zu einem neuen außerschulischen Lernort. Er fördert kritisches Geschichtsbewusstsein, in dem er die Frage stellt, wie Ausgrenzung und Verfolgung einerseits und Mobilisierung für die Diktatur andererseits möglich wurden. Mit den dafür erarbeiteten Materialien kann ein 90-minütiger Workshop für Jugendliche ab der 9. Klasse durchgeführt werden. Das Angebot ist ab sofort auch im Erinnerungsort Topf & Söhne buchbar.

Finanziert wurden der Denkort Bücherverbrennung 1933 und das Bildungsangebot von der Stadt Erfurt, der Thüringer Staatskanzlei, der Bundes- und der Landeszentrale für politische Bildung, einer Spendenkampagne der Omas gegen Rechts und vom Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne. Das Denkmal befindet sich im Mainzgarten, vom Haupteingang kommend hinter dem Wüsten- und Urwaldhaus Danakil.

Weitere Informationen zum Denkort Bücherverbrennung 1933, die Audios und das Bildungsangebot sind unter www.egapark-erfurt.de zu finden.

Impressionen der Eröffnung

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  • Informationstafel neben einem runden, rostfarbenen Metalldenkmal

    Eröffnung Denkort Bücherverbrennung

    © Stadtverwaltung Erfurt
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