All die gestohlenen Erinnerungen

28.02.2025 14:13

Die preisgekrönte Pariser Schriftstellerin Gaëlle Nohant wird auf Einladung des Institut français Thüringen am 7. März 2025 um 19 Uhr im Erinnerungsort Topf & Söhne aus ihrem neuen Roman „All die gestohlenen Erinnerungen“ lesen.

Französische Romanautorin zu Gast im Erinnerungsort Topf & Söhne

Ihr Buch über die Erinnerung, die Rekonstruktion der Vergangenheit und die Gegenwart der Nachkommen der von den Nationalsozialisten deportierten, inhaftierten und oft ermordeten Menschen ist inspiriert von der Kampagne #StolenMemory der Arolsen Archives. Dort, im weltweit größten Archiv über die Opfer und Überlebenden des NS-Regimes im hessischen Bad Arolsen, lagern die letzten persönlichen Besitztümer von Menschen aus über 30 Ländern, die sie bei ihrer Verschleppung bei sich hatten. Uhren, Fotos, Spielzeug – die Nazis nahmen den Inhaftierten der Konzentrationslager allen persönlichen Besitz ab. Die meisten Objekte wurden von der SS bei der Räumung der Konzentrationslager vernichtet. Erhalten blieben nur etwa 3.000 Gegenstände. 850 Familien der KZ-Häftlinge haben die Arolsen Archives inzwischen gefunden, um ihnen diese Gegenstände zurückzugeben.

Der mit dem Grand Prix RTL-Lire 2023, einem der renommiertesten Literaturpreise Frankreichs, ausgezeichnete Roman ist geschichtlich relevant und sorgfältig recherchiert. Die von Gaëlle Nohant fiktiv angelegten Handlungen und Figuren des Romans basieren auf historischen Tatsachen: „Ich habe 200 Bücher und Zeugenberichte gelesen, Dutzende von Dokumentationen gesehen und zahlreiche Artikel und Archive durchsucht, um die Figuren und Schicksale in diesem Buch zu entwickeln“, sagt sie. Dabei verarbeitete sie nicht nur die Recherchemethoden der Arolsen Archives, sondern auch die Abwehrhaltung ihres Ex-Mannes und seiner Eltern. Stellvertretend für die Haltung vieler nichtjüdischer Deutscher meinten diese, es müsse doch mal Schluss sein und man habe sich ja nichts zuschulden kommen lassen.

Gemeinsam mit Gaëlle Nohant kommen Alexandra Baisch, Übersetzerin des Romans aus dem Französischen, und Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives und Moderatorin des Abends, in den Erinnerungsort. Lesung und Gespräch finden in deutscher und französischer Sprache mit Übersetzung statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung wird erbeten an info.thueringen@institutfrancais.de.