Preis zur Erinnerung an Éva Fahidi erstmals in Budapest vergeben

03.11.2025 11:55

Im Bálint-Haus, dem großen jüdischen Gemeindezentrum mitten in Budapest, wurde am 30. Oktober erstmals der Éva Fahidi-Preis verliehen. Zu ihrem 100. Geburtstag bewahrt der Preis das Vermächtnis der vor zwei Jahren verstorbenen Auschwitz- und Buchenwald-Überlebenden Éva Fahidi, dass der Hass eines Menschen gegen einen anderen Menschen oder gegen eine ganze Menschengruppe überwunden werden muss.

Prof. Dr. Annegret Schüle zählte zu den Nominierten

Foto: Preisverleihung in Budapest: Ádám Fischer und Andor Andrási (1. u. 2. v. l.), Zsuzsanna Iványi und Péter Heindl (8. v. l. u. 5. v. r., Annegret Schüle (9. v. r.). Andrew Steiner schickte eine Videobotschaft. Foto: © Csaba Mészáros

Éva Fahidi war mit 18 Jahren aus Debrecen in das KZ Auschwitz deportiert worden und hatte dort ihre gesamte Familie verloren. In einem Außenlager des KZ Buchenwald, in Münchmühle bei Allendorf, hatte sie Zwangsarbeit leisten müssen.

Zur Preisverleihung zitierten die Stifter Ádám Fischer, renommierter Dirigent und ein Freund von Éva Fahidi, und ihr Lebensgefährte Andor Andrási ihre Worte: „Hass ist nicht wie die Natur – dass die Sonne morgens aufgeht und abends untergeht und wir das, egal was wir tun, nicht ändern können […]. Mein Bestreben ist es, diesen Gedanken als Ziel in den Seelen der Menschen zu säen, besonders in denen der Kinder – denn sie werden ihr eigenes Leben gestalten. […] Achtet darauf, arbeitet dagegen und tut, was ihr könnt, um zu verhindern, dass Menschen einander hassen und Menschengruppen ausgrenzen. Und wenn ich dann einmal da oben auf meiner rosa Wolke sitze und auf euch herunterschaue, dann möchte ich sehen, dass ihr genau das tut.“

Auch im Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne berührte und inspirierte Éva Fahidi die Menschen mit dieser Botschaft in vielen Gesprächen, Ausstellungen, Video-Interviews und einem Tanztheater. Zu den 27 für den Preis Nominierten, überwiegend Personen aus der ungarischen Zivilgesellschaft, zählte auch die Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne Prof. Dr. Annegret Schüle.

Der Preis wurde an drei Personen verliehen. Geehrt wurde der 1933 geborene, aus Ungarn stammende Holocaust-Überlebende Andrew Steiner, der im australischen Adelaide lebt und dort das erste Holocaust-Museum errichtete. Mit dem Preis gewürdigt wurden auch die Germanistin Dr. Zsuzsanna Iványi aus Éva Fahidis Heimatstadt Debrecen und Dr. Péter Heindl, Geschichtslehrer und Jurist aus dem südungarischen Pécs. Beide verbinden seit langem das Gedenken an die Opfer des Holocaust mit dem Engagement für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten in Ungarn, insbesondere in Bildungsprojekten für Roma-Kinder und gegen Hassverbrechen an Angehörigen dieser Minderheit.

Alle Nominierten wurden für ihr Engagement für das Vermächtnis von Éva Fahidi, ihre Werte der Erinnerung, Liebe und Menschenwürde sowie für die Förderung einer gerechteren und gleichberechtigteren Gesellschaft gewürdigt. Von ihrer Reise nach Budapest brachte Annegret Schüle ein Gefühl der Freude und Dankbarkeit mit nach Erfurt zurück: „Auch nach ihrem Tod verbindet Éva Fahidi die Menschen miteinander und stärkt sie in ihrem Mut für Mitmenschlichkeit. Ich erlebte einen wunderschönen Abend, der viele engagierte Menschen für Erinnerungsarbeit, Inklusion und Menschenrechte zusammenbrachte. Ich freue mich, dass der Erinnerungsort Topf & Söhne ein Teil dieses grenzüberschreitenden Netzwerkes sein kann.“