Jüdische Museen zu Gast: Frankfurter Kuratorinnen berichten exklusiv zur Mirjam-Pressler-Ausstellung

05.11.2025 15:31

Im November geht die vom Netzwerk Jüdisches Leben Erfurt initiierte Veranstaltungsreihe „Jüdische Museen zu Gast“ in die zweite Runde. Dieses Mal gewährt das Jüdische Museum Frankfurt an gleich zwei Tagen exklusive Einblicke und Hintergrundinformationen rund um die aktuell in Erfurt gezeigte Sonderausstellung „Mirjam Pressler – Schreiben ist Glück“.

Wie entsteht eine Ausstellung?

Foto: Element in der Ausstellung Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Am Dienstag, dem 11. November 2025, referieren Dr. Franziska Krah und Talitha Breidenstein um 18:00 Uhr in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge. In Ihrem Vortrag „,Schreiben ist Glück‘: Wie entsteht eine Ausstellung?“ erzählen die Frankfurter Kuratorinnen die Entstehungsgeschichte der besonderen Ausstellung. Zudem berichten sie darüber, wie sie die interaktive Schau inhaltlich entwickelt haben und geben Einblicke in ihren Museumsalltag. Eine Teilnahme ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich.

Am darauffolgenden Mittwoch, dem 12. November 2025, laden die beiden Kuratorinnen um 16:00 Uhr zu einer kostenfreien Führung durch die Sonderausstellung in die Galerie Waidspeicher ein. Die Teilnahme ist ebenfalls ohne Anmeldung möglich. Es wird lediglich der Museumseintritt fällig. Mit dem Kultursemesterticket erhalten Studierende kostenfrei Zugang.

Die Jugendbuchautorin und Übersetzerin Mirjam Pressler hatte am Ende ihres Lebens beschlossen, alle Unterlagen rund um Anne Frank und andere judentumsbezogene Werke dem Jüdischen Museum Frankfurt zu überlassen. Nach der Übergabe durch ihre Kinder stand schnell fest, ihr eine Ausstellung zu widmen. 2024 eröffnete die Schau in Frankfurt am Main und ist auf Initiative des Netzwerkes Jüdisches Leben Erfurt nun in der Galerie Waidspeicher, der Alten Synagoge und der Kleinen Synagoge zu sehen. Mit dem Eintrittsticket sind alle drei Ausstellungsorte gleichermaßen zugänglich.

Zu den Gastkuratorinnen

Foto: Dr. Franziska Krah Foto: © Jüdisches Museum Frankfurt

Dr. Franziska Krah ist Historikerin und arbeitet als Kuratorin am Jüdischen Museum Frankfurt. Sie begeistert sich für Archive, Literatur, Kunst und Musik und liebt es, rund um diese Themen leicht zugängliche und kreative Angebote zu entwickeln. Die Leiterin des Familie Frank Zentrums und Kuratorin für Familiensammlungen verantwortete für die 2020 erfolgte Neueröffnung des Jüdischen Museums die Neukonzeption der Museumsbibliothek und baute das Museumsarchiv auf. Sie studierte Geschichte, Gender Studies und Europäische Ethnologie, promovierte über die Geschichte der Antisemitismusforschung, arbeitete am Selma Stern Zentrum Berlin-Brandenburg, am Institut für Europäische Geschichte Mainz sowie für das Bundesarchiv.

Foto: Talitha Breidenstein Foto: © Jüdisches Museum Frankfurt

Talitha Breidenstein ist freiberufliche Kuratorin, Kunstvermittlerin und angehende Unternehmensgründerin. Aktuell entwickelt sie ein Antisemitismuspräventionsprojekt an der Städelschule Frankfurt am Main. Sie studierte Kommunikations- und Kulturmanagement an der Zeppelin Universität sowie Kunstgeschichte und Judaistik an der Goethe-Universität Frankfurt, der Tel Aviv University und dem King’s College London. Ihr Studium schloss sie mit einer grundlegenden Untersuchung der Street-Art-Szene in Tel Aviv ab.

Zur Sonderausstellung

Die interaktive Ausstellung über die preisgekrönte Autorin, Übersetzerin und Malerin Mirjam Pressler (18. Juni 1940 – 16. Januar 2019) lädt dazu ein, in ihre Bücherwelten einzutauchen und selbst kreativ zu werden. Sie bietet ganz persönliche, sonst unzugängliche Einblicke in das Leben der eher verschlossenen Künstlerin. An insgesamt sieben Mitmachstationen können sich Besucherinnen und Besucher aktiv einbringen. Presslers knapp 40 Bücher warten an zahlreichen Lesestationen darauf, inhaltlich entdeckt zu werden. Die zur Lektüre vor Ort frei zugänglichen Werke verleihen der Schau einen gewissen Bibliothekscharme. Diverse Postkarten und ein „Kleines Glück zum Mitnehmen“ erinnern an den Museumsbesuch.

Über Mirjam Pressler

Pressler zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. 1940 kam sie als Kind einer unverheirateten Mutter in Darmstadt zur Welt. Ihre ersten Lebensjahre waren von Armut, Einsamkeit und Gewalt geprägt. Als Jugendliche träumte sie davon, Malerin zu werden. Erst mit 39 Jahren fand sie zum Schreiben. Ihre Bücher behandeln schwierige Themen wie Angst, Gewalt, Einsamkeit, Behinderung und Essstörungen. Zugleich sind Lebensmut und Hoffnung starke Motive.

Die Schriftstellerin beschäftigte sich insbesondere mit jüdischen Themen und erinnerte an Überlebensgeschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus. In ihrem letzten Roman „Dunkles Gold“ erzählt Mirjam Pressler die Geschichte des Erfurter Schatzes, der in der Alten Synagoge besichtigt werden kann.