Bauhistorische Begutachtung: Vom jüdischen Prachtbau zur städtischen Waage für Handelsleute

26.11.2025 08:36

Beim letzten Synagogenabend des Jahres werden baugeschichtliche Hintergründe zu bedeutenden mittelalterlichen Speicherhäusern in der Erfurter Altstadt aufgedeckt. Am Dienstag, dem 2. Dezember 2025, um 18:30 Uhr lädt das Netzwerk Jüdisches Leben Erfurt zum Vortrag „Der Palast Abrahams von Rothenburg in Erfurt als Teil von 900 Jahren Baugeschichte des Anwesens“ in die Alte Synagoge ein. Referent Christian Misch aus Erfurt folgte der Spur von Steinen und Balken. Nun gibt er seine Entdeckungen rund um die städtische Waage preis und liefert interessante Einblicke, untermauert durch wissenswerte Fakten.

Letzter Synagogenabend im Jahr 2025

Foto: Die Häuser zur Kleinen und Großen Waage in der Erfurter Michaelisstraße Foto: © Christian Misch

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Vortragsreihe „Arain! Der Erfurter Synagogenabend“ statt. Der Einlass in die Alte Synagoge erfolgt ab 18:00 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Moderiert wird der Abend von Clemens Peterseim vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

Die sogenannte Waage in der Michaelisstraße 6 und 7 ist seit Jahrhunderten ein Fixpunkt in der Erfurter Geschichtsschreibung. Nicht zuletzt die benachbarte Waagegasse erinnert an diese über Jahrhunderte hier ansässige Institution. Dennoch lag die insgesamt 900 Jahre umfassende Geschichte dieser Gebäude bis vor kurzem völlig im Dunkeln.

Die Sanierung der Michaelisstraße 7 bis 2017 gab Anlass und Gelegenheit zu einer grundlegenden bauhistorischen Analyse der Baulichkeiten, gleichzeitig aber auch zu einer erneuten, systematischen Auswertung längst bekannter Archivalien.

Dabei konnten umfangreiche Erkenntnisse zu allen Phasen der Baugeschichte dieses Anwesens gewonnen werden. Vor allem wurde die schon länger gehegte Vermutung, dass das „Waage- und Kaufhaus“ nach dem Pogrom von 1349 auf einem ehemals jüdischen Grundstück errichtet wurde, durch die archivalische Identifizierung des Vorbesitzers im Prinzip bestätigt. Dabei stellte sich heraus, dass die städtische Waage nicht als Neubau entstand, sondern als Umbau des unvollendeten Palazzo‘ Abrahams von Rothenburg.

Zur Person

Thomas Christian Misch studierte in Berlin Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. Er war über 30 Jahre lang im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie als Referent für Denkmalinventarisation in zahlreichen Kreisen Thüringens tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt lag dabei über 20 Jahre lang in der Denkmalpflege der Stadt Erfurt. Er hat zur Baugeschichte verschiedenster Kulturdenkmale vor allem in Erfurt geforscht und publiziert.

Zur Veranstaltungsreihe

Die beliebte Vortragsreihe „Arain! Der Erfurter Synagogenabend“ in der Alten Synagoge in Erfurt bietet einmal monatlich kostenfreie Vorträge rund um jüdische Geschichte, das Jüdisch-Mittelalterliche Unesco-Welterbe Erfurt, andere Welterbestätten und das globale Welterbe-Programm. Alle Themen und Termine sind auf der Website zu finden.