Die Stadt gratuliert Annegret Schüle zum Bundesverdienstkreuz
Ministerpräsident überreicht Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
In seiner Laudatio sagte er über die Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz: „Prof. Dr. Annegret Schüle steht beispielhaft für eine Haltung, die unser Land braucht: Wissenschaftlich fundiert, moralisch klar, gesellschaftlich wirksam. In ihrer Arbeit wird spürbar, dass Erinnerung nicht um der Vergangenheit willen geschieht, sondern um unserer Gegenwart willen. Sie hat Thüringen bereichert – nicht mit lauten Gesten, sondern mit stiller Beharrlichkeit. Was sie geschaffen hat, ist mehr als ein Erinnerungsort – es ist ein moralischer Kompass. Sie hat den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und gleichzeitig die Gabe, die Menschen nicht zu beschämen, sondern zu gewinnen. Dafür schulden wir ihr Dank, nicht nur als Landesregierung, sondern als Gemeinschaft, die aus ihrer Geschichte lernen will.“
Oberbürgermeister Andreas Horn würdigt Schüles Leistungen: „Als Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne hat sie in herausragender Weise dazu beigetragen, historische Verantwortung lebendig zu halten. Aber ihr Wirken reicht weit über die Mauern des Erinerungsortes hinaus“, so Horn. „Für die Stadt Erfurt ist Annegret Schüle eine wichtige Stimme im öffentlichen Diskurs, eine Impulsgeberin für historisch-politische Bildung und eine engagierte Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Stadtgesellschaft und den Menschen, die sich dem Erinnern verpflichtet fühlen.“
Annegret Schüle freut sich über die Auszeichnung, die sie gemeinsam mit dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau- Dora, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, erhielt, als Würdigung einer „Erinnerungskultur, die mit kritischem Geschichtsbewusstsein für die Gefahren von Hasse und Hetze sensibilisiert, Empathie mit den Opfern von Antisemitismus und Rassismus erzeugt und die eigene Verantwortung bewusstmacht.“ Gerade heute, wo zunehmender Rechtsextremismus Demokratie und Menschenrechte bedrohe, brauche es die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht als Mahnung und Ermutigung zum Handeln, so Schüle. Sie erinnerte an die Anfänge ihrer Forschungsarbeit vor über 20 Jahren an der Gedenkstätte Buchenwald, als das verfallene Firmengelände von Topf & Söhne noch von der Vernachlässigung der Geschichte und der Verweigerung, sich ihr zu stellen, zeugte.
Mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne wird erstmals die Mittäterschaft am nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen im beruflichen Alltag am historischen Ort eines Wirtschaftsunternehmens thematisiert. Seit seiner Eröffnung 2011 wurde er von rund 190.000 Menschen besucht. 80 Prozent der Gäste, die in Führungen und Seminaren betreut werden, sind Jugendliche.