Abgesagt: Theresienstadt. Eine Geschichte von Täuschung und Vernichtung
Buchvorstellung mit Prof. Dr. Wolfgang Benz, Historiker, ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
Nirgendwo kam der Zynismus der Nationalsozialisten deutlicher zum Ausdruck als in Theresienstadt. Die Weltöffentlichkeit und die zur Deportation bestimmten Juden wurden planmäßig über den Zweck der Einrichtung getäuscht. Mit ihren Lügen über Theresienstadt sind die Nationalsozialisten nicht erfolglos geblieben: Bis heute hält sich das Bild des privilegierten "Altersghetto". Immer wieder findet man in der Literatur Hinweise darauf, dass die Kinder und Jugendlichen in Genuss von Schulbildung gekommen seien, nirgendwo fehlt der Verweis auf das kulturelle Leben im Ghetto.
Dies alles gab es, doch wird dabei ein entscheidender Teil der Wirklichkeit ausgeblendet. Theresienstadt war in das Programm der "Endlösung" eingebunden und von Hunger, Elend und einer hohen Sterblichkeit geprägt. Das Ghetto war hoffnungslos überfüllt und immer wieder gingen Transporte in die Vernichtungslager im Osten. Insgesamt wurden 141.000 Juden, vor allem aus der Tschechoslowakei, Deutschland und Österreich, nach Theresienstadt deportiert, nur 23.000 von ihnen überlebten den Holocaust.
Wolfgang Benz zeichnet ein Bild der Realität zwischen Hoffnung und Vernichtung, zwischen Illusion und Untergang. Sein Buch ist der wichtigste Beitrag zu einer Gesamtdarstellung der Geschichte des Ghettos Theresienstadt seit dem Standardwerk des tschechischen Zeitzeugen Hans Günther Adler aus den 1950er Jahren. Die Frage nach dem Erbe von Theresienstadt und dessen heutiger Bedeutung für die Erinnerungskultur schließt den Band ab und geht dabei sowohl auf die Gedenkstätte als auch auf die Gemeinde Terezín ein.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.