Verbranntes Wissen. Vorgeschichte, Akteure und Wirkung der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen in Thüringen 1933

19.09.2024 14:00 – 19.09.2024 17:30

Fortbildung für Lehrkräfte und Multiplikator/-innen (Thillm-Nr. 258201001)
Die Bücherverbrennungen vor über 90 Jahren vernichteten Wissen und Kultur und rissen eine Lücke in das gesellschaftliche Gedächtnis, die bis heute wirkt. Die Verfolgung von Literatur-, Medien-, und Kunstschaffenden sowie Menschen in der Wissenschaft war ein grundlegender Schritt in der Zerstörung der Demokratie und der Durchsetzung der nationalsozialistischen Diktatur.

Plattenweg in einer Grünanlage mit einem Entwurf für eine Instalation
Gestaltung des Denkortes Bücherverbrennung 1933, der beim Mainzgarten im egapark Erfurt errichtet werden soll. Foto: © Büro Funkelbach, Leipzig
19.09.2024 17:30

Verbranntes Wissen. Vorgeschichte, Akteure und Wirkung der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen in Thüringen 1933

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne
Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt

Fortbildung für Lehrkräfte und Multiplikator/-innen (Thillmnr. 258201001)

 

In Erfurt wurden am 29. Juni 1933 auf dem Platz für Jugend und Volksspiele, dessen Areal nun zum egapark gehört, Bücher verbrannt. An weiteren zehn Orten im heutigen Thüringen brannten in diesem Jahr Werke, die gleichzeitig zu Tausenden aus öffentlichen Bibliotheken entfernt und nicht mehr verkauft werden durften: in Allstedt (22. April, Marktplatz), Hirschberg (Saale) (2. Mai, Marktplatz), Oldisleben (12. Mai, Schulplatz), Mühlhausen (20. Mai, Blobach), Hildburghausen (22. Mai, Marktplatz), Niedergrunstedt bei Weimar, heute Ortsteil (21. Juni, Auf der Anhöhe), Kahla (5. August, Sportplatz), Altenburg (11. August, Auf dem Anger), Jena (26. August, Marktplatz) Nordhausen (10. November, Markt). Oft waren die NSDAP-Jugendorganisationen Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel die Organisatoren.

Erst in den letzten Jahren machten Forschungen und Erinnerungsinitiativen im lokalen Raum sichtbar, dass im Deutschen Reich 1933 mehr als 160 Bücherverbrennungen stattfanden. Die Unterschiedlichkeit ihrer Akteursgruppen, der Aufruf zur Beteiligung und die Öffentlichkeit der Aktionen zeigt, wie sich die nationalsozialistische Herrschaft durch gesellschaftliche Mobilisierung stabilisierte.

Im egapark Erfurt entsteht noch in diesem Jahr der „Denkort Bücherverbrennung 1933“ als stationäres Denkmal und virtueller Lernort. Initiiert wurde er durch zivilgesellschaftliches Engagement der Omas gegen Rechts Erfurt e.V. Der Erinnerungsort Topf & Söhne trägt für den Denkort die wissenschaftliche und kuratorische Verantwortung und schuf den Rahmen dafür, dass Jugendliche nach dem Peer-to-Peer-Konzept die Bildungsinhalte für einen Workshop „Bücherverbrennung und Menschenfeindlichkeit“ entwickeln konnten.

Im ersten Teil der Fortbildung spricht der Historiker Dr. Jörg Osterloh, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut, darüber, was die Regierungsbeteiligung der NSDAP ab 1930 in Thüringen und anderen Landesregierungen für die Zerstörung von Demokratie und Rechtsstaat bedeutete. Im Anschluss referiert Dr. Burkhard Stenzel, Referent am Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, über die Geschichte der Bücherverbrennungen 1933 und ihre Wirkung in Thüringen. Zum Abschluss stellt Leonie Dellen, Projektmitarbeiterin am Erinnerungsort Topf & Söhne, die Bildungsmaterialien für den Workshop „Bücherverbrennung und Menschenfeindlichkeit“ vor, die den Denkort zum virtuellen Lernort erweitern. Als Beispiel für Demokratiegefährdung und Diktaturdurchsetzung mit regionalem Bezug sind sie für den Unterricht gut geeignet. Mit der Einweihung des Denkortes im November 2024 werden die Bildungsmaterialien auf der Webseite der ega abrufbar sein.

Anmeldung über www.schulportal-thueringen.de

In Zusammenarbeit mit
Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien