Unser Nationalsozialismus. Reden in der deutschen Gegenwart
Historiker Götz Aly nimmt den deutschen Umgang mit dem Nationalsozialismus in den Blick
Treffsicher nimmt der Historiker Götz Aly den keineswegs immer „vorbildlichen“ Umgang der Deutschen mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit in den Blick: Oft ist von „den Tätern“ die Rede, wenn es um die nationalsozialistischen Verbrechen geht, von „der SS“ oder „den Nationalsozialisten“. Doch es waren Hunderttausende Deutsche, die aktiv Menschheitsverbrechen ungeheuren Ausmaßes begingen, und viele Millionen, die diese billigten, zumindest aber geschehen ließen.
Götz Aly setzte sich in seinen Reden der vergangenen Jahre, von denen die wichtigsten in dem Band Unser Nationalsozialismus. Reden in der deutschen Gegenwart versammelt sind, immer wieder mit den vielfältigen Praktiken auseinander, die Schuld auf möglichst kleine Gruppen und Unpersonen abzuschieben. Doch auch wenn sich mancher dagegen sperrt, so zeigt Götz Aly, es bleibt „Unser Nationalsozialismus“. Seine Maxime lautet: Die Vergangenheit nicht „bewältigen“, sondern vergegenwärtigen. So lässt sich daraus lernen.
Für seine Bücher über den Antisemitismus und die nationalsozialistischen Verbrechen wurde Götz Aly vielfach ausgezeichnet, so mit dem Heinrich-Mann- und dem Ludwig-Börne-Preis. 2018 erhielt er für das Buch Europa gegen die Juden 1880 –1945 den Geschwister-Scholl-Preis. Zur Verleihung sagte Patrick Bahners, Götz Aly habe „uns vor Augen geführt, dass kein deutscher Staatsbürger sich heute davon freisprechen kann, vom Holocaust möglicherweise profitiert zu haben. Es bleibt die Schuld, die von allen beglichen werden muss.“
In Kooperation mit
Landeszentrale für politische Bildung Thüringen