Alle Jahre wieder: Stimmungsvolle Adventsmusik auf dem Erfurter Carillon

25.11.2025 13:19

Auch in diesem Jahr erklingen in der Vorweihnachtszeit rund um den Erfurter Bartholomäusturm wieder allseits beliebte sowie weniger bekannte Weihnachtsmelodien und machen die Tradition der Glockenmusik als immaterielles Kulturerbe live erlebbar.

Kostenfreier Musikgenuss auf dem Anger

Foto: Ulrich Seidel am Erfurter Carillon Foto: © Stadtverwaltung Erfurt - Norman Hera

An den Adventssamstagen finden vier besondere Carillon-Konzerte mit Ulrich Seidel und Freunden statt. Jeweils ab 16:00 Uhr können Einheimische und Gäste der Stadt den besinnlichen Melodien lauschen und die weihnachtliche Stimmung vor Ort genießen – ein nicht alltägliches Konzerterlebnis, dass zum Verweilen und Mitsingen einlädt.

Die ersten beiden Adventskonzerte am 29. November 2025 und am Nikolaustag, dem 6. Dezember 2025, spielen die drei Erfurter Carillonneurinnen und Carillonneure Tamara Bourvé, Iuliia Osintseva und Ulrich Seidel. Bereits zum dritten Mal in Erfurt zu Gast, führt Carillonneurin Yuko Tajima aus Gunma in Japan am 13. Dezember 2025 die Adventsmusik auf. Am 20. Dezember wird Ulrich Seidel gemeinsam mit den Erfurter Turmbläsern das letzte Konzert des Jahres gestalten.

Wie alle Carillon-Konzerte wird auch die Adventsmusik auf dem Erfurter Carillon im Bartholomäusturm seit über 15 Jahren von Ulrich Seidel organisiert. Unterstützt wird er dabei von den Erfurter Geschichtsmuseen und dem Förderverein des Stadtmuseums Erfurt. Durch dieses Engagement bleibt der musikalische Genuss für alle Zuhörenden kostenfrei. Spenden sind willkommen.

Die nächste Konzert-Saison startet im Frühjahr 2026.

Über die Carillonneurin Yuko Tajima

Yuko Tajima wurde in Osaka, Japan, geboren. Nach Abschluss eines Klavierstudiums an der Kobe Yamate Highschool und am Osaka College of Music begann sie 1990 an der Netherlands Carillon School in Amersfoort, Niederlande, auch Carillon zu studieren und schloss 1997 mit einem Konzertdiplom ab. Heute ist Tajima im japanischen Shiga eine der Glockenspielerinnen von „Shumei“, einem Instrument mit 50 Glocken. Im Jahr 2000 zog sie nach Frankfurt am Main. Mehr als 20 Jahre lang spielte sie dort regelmäßig das Carillon in der Alten Nikolaikirche am Römerberg. Konzertreisen und Festival-Teilnahmen führten Tajima in die Niederlande, nach Belgien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Irland, Dänemark und Japan.

Über den Carillonneur Ulrich Seidel

Der gebürtige Erfurter Ulrich Seidel arbeitet als freier Autor, Musiker und Stadtführer in seiner Heimatstadt. Mit sieben Jahren erhielt er Geigenunterricht, erlernte als Teenager autodidaktisch Gitarre. Ende der 1990er Jahre nahm er Schlagzeug- und Klavierunterricht an der städtischen Musikschule Erfurt.

2007 entdeckte er seine Leidenschaft für das Carillon – eine Begeisterung für das Musizieren mit den großen Glocken, die stetig wuchs. Nachdem er 2010 von Franz Ludwig das offizielle Amt des Erfurter Carillonneurs übernahm, begann er 2012, an der renommierten Königlichen Glockenspielschule „Jef Denyn“ im belgischen Mechelen Carillon zu studieren. Seither spielt er regelmäßig auf dem Carillon im Erfurter Bartholomäusturm und organisiert dort jedes Jahr eine Konzertreihe mit Gastspielen in- und ausländischer Carillonneurinnen und Carillonneure.

Für Ulrich Seidel ist das Carillon nicht nur ein Instrument, sondern immer neue Inspiration und pure Freude. Der Musiker prägt das klangliche Erscheinungsbild Erfurts mit und hält die beeindruckende Tradition des Glockenspiels lebendig – sowohl im alltäglichen Automatikbetrieb als auch durch kontinuierliche Live-Aufführungen. Ziel seines Engagements ist es, die Schönheit und den Klang der Glockenmusik sichtbar zu (er)halten und weiter zu verbreiten. Ebenfalls seit 2010 fördert er die Carillon-Kunst in ganz Deutschland als Vorsitzender des Deutsche Glockenspielvereinigung e. V. und repräsentiert sie international.

Zum Erfurter Carillon

Das Carillon im Erfurter Bartholomäusturm gehört seit 1972 zum Stadtmuseum. Mit 60 Bronzeglocken zählt es zu den größeren Instrumenten dieser Art in Deutschland. Die weltweit größten Carillons sind in Kubinka (nahe Moskau, 78 Glocken), Taejon/Südkorea (77 Glocken) und Halle an der Saale (76 Glocken).
1979 entwarf der Apoldaer Glockengießer Peter Schilling das Instrument. Die 60 Glocken wurden im selben Jahr im VEB Glockengießerei Apolda gegossen.
Das Turmglockenspiel verfügt über eine Handspieleinrichtung, ein sogenanntes Stockenklavier. Der Carillonneur (Glockenspieler) sitzt vor diesem und drückt mit geballten Fäusten die Tasten des Stockenklaviers nieder. Je kräftiger er dies tut, desto lauter wird der Klang der Glocke. Der Tastaturaufbau ist einer Klaviertastatur ähnlich, jedoch sind die Abstände der Tasten zueinander wesentlich größer.