Selbständige Entdeckertour durch die Ausstellung „Nabel der Welt. Erfurts archäologische Schätze“
Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen sind herzlich eingeladen, Erfurts archäologische Schätze (inter-)aktiv zu erkunden. …
Die thüringische Landeshauptstadt war damals wie heute ein begehrter Aufenthaltsort von Millionen Menschen, Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse und auf allen gesellschaftlichen Ebenen in weiträumige Austauschbeziehungen eingebunden. Es ist den idealen natürlichen Verhältnissen und der optimalen Verkehrslage zu verdanken, dass im Erfurter Raum seit dem Holozän nahezu lückenlos Spuren menschlicher Kulturen zu finden sind.
Die durch den Freistaat Thüringen geförderte Ausstellung präsentiert das reiche archäologische Erbe in insgesamt fünf Themenwelten: Vom Jäger zum Städter, Innovation, Austausch, Rituale und Zentralort. Die über verschiedene Epochen hinweg erzählten Geschichten machen die Vergangenheit lebendig und greifbar. Mittels der archäologischen Fundstücke werden vielfältige Aspekte beleuchtet, die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, Bezüge zu ihrer eigenen Lebenswelt zu finden und diese zu diskutieren. Insofern knüpft die Schau im „Haus zum Stockfisch“ ganz unmittelbar an Alltagswissen und Gegenwartsfragen an.
Archäologie bedeutet Faszination, fortwährende Forschung und Wissenszuwachs. Daher konzentriert sich die Ausstellung gewollt nicht auf prunkvolle Schätze, sondern auf ausgewählte Exponate mit besonderer Herkunft und Geschichte, welche sie zu archäologischen Highlights werden lassen. Bereits der Titel der Schau betont Erfurts Bedeutung als zentralen Ort und den Themenbezug zu Identität und Kulturerbe.
Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen sind herzlich eingeladen, Erfurts Historie (inter-)aktiv zu erkunden. Jeder kann die Schau eigenständig entdecken, ganz ohne festen Startpunkt und je nach gewünschter Informationstiefe. Der Museumsbesuch soll inspirieren und Impulse für die Gegenwart geben.
Vor etwa 4.000 Jahren veränderte Bronze die Welt
Bronze – heute noch ein wichtiger Werkstoff in Kunst und Technik – ist die erste, gezielt vom Menschen entwickelte Legierung, aber nicht die älteste. Bereits vor 6.000 Jahren wurde im Nahen Osten und Anatolien das zufällig entdeckte Arsenkupfer als verbindender Stoff verwendet. Doch erst durch den Bronzeguss wurden Werkzeuge langlebiger, Waffen effektiver und das Kunsthandwerk lebendiger. Die Metallurgie und der Handel mit Rohstoffen führten zudem zu sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen.
Schädeltrepanation im Neolithikum
Das chirurgische Öffnen des Schädels zeigt das erstaunliche medizinische Wissen der Steinzeitmenschen und gilt als eine der ältesten bekannten chirurgischen Eingriffe überhaupt. Als Operationsbesteck dienten kleine scharfe Steine oder möglicherweise auch Knochengeräte. Bemerkenswert ist, dass viele Patienten überlebten, was verheilte Knochenstrukturen verraten. Dies deutet nicht zuletzt auf antiseptische Maßnahmen hin, wie der Verwendung von Heilkräutern oder Harzen.
Kriegerische Konfrontation
Die Merowingerzeit markierte für Thüringen eine Phase des Umbruchs, die von kriegerischen Auseinandersetzungen, politischer Eingliederung ins Frankenreich und kulturellem Wandel geprägt war. Archäologische Funde – insbesondere Gräberfelder – bieten wertvolle Einblicke. So ist die kleine, runde Scheibenfibel mit dem Kreuzsymbol nicht nur ein beeindruckendes Zeugnis fränkischer Handwerkskunst. Sie zeigt auch, wie christliche Symbole bereits vor der Missionierung durch Bonifatius langsam Eingang in den Alltag der Menschen fanden.
Römische Genusskultur
Obwohl Erfurt nie Teil des römischen Reiches war, hinterließ die römische Kultur auch hier ihre Spuren. Der Hemmoorer Bronzeeimer steht sinnbildlich für den kulturellen Austausch zwischen Römern und Germanen durch Handelsbeziehungen, militärische Kontakte und Bündnisse verschiedenster Art. Er gehörte zum Luxusgeschirr römischer Haushalte. Sein hiesiges Auffinden symbolisiert, dass in den Haushalten der germanischen Oberschicht ein Hauch von Rom spürbar war. Dies blieb nicht ohne Einfluss auf einheimische Sitten bei festlichen Gelagen.
Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen sind herzlich eingeladen, Erfurts archäologische Schätze (inter-)aktiv zu erkunden. …