Nabel der Welt. Erfurts archäologische Schätze

Ab dem 21. Februar 2025 zeigt das Stadtmuseum Erfurt „Haus zum Stockfisch“ die neue Dauerausstellung „Nabel der Welt. Erfurts archäologische Schätze“ im Kellergewölbe des Hauses.

Video: Teaser zur Archäologieausstellung im Stadtmuseum © Stadtverwaltung Erfurt - Simon Roloff

Zur Ausstellung

eine Frau trägt weiße Handschuhe und hält einen Krug mit historischen Münzen
Foto: Kuratorin Gudrun Noll-Reinhardt zeigt den sogenannten Brakteatenschatz, ein zentrales Exponat der Ausstellung Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die thüringische Landeshauptstadt war damals wie heute ein begehrter Aufenthaltsort von Millionen Menschen, Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse und auf allen gesellschaftlichen Ebenen in weiträumige Austauschbeziehungen eingebunden. Es ist den idealen natürlichen Verhältnissen und der optimalen Verkehrslage zu verdanken, dass im Erfurter Raum seit dem Holozän nahezu lückenlos Spuren menschlicher Kulturen zu finden sind.

Die durch den Freistaat Thüringen geförderte Ausstellung präsentiert das reiche archäologische Erbe in insgesamt fünf Themenwelten: Vom Jäger zum Städter, Innovation, Austausch, Rituale und Zentralort. Die über verschiedene Epochen hinweg erzählten Geschichten machen die Vergangenheit lebendig und greifbar. Mittels der archäologischen Fundstücke werden vielfältige Aspekte beleuchtet, die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, Bezüge zu ihrer eigenen Lebenswelt zu finden und diese zu diskutieren. Insofern knüpft die Schau im „Haus zum Stockfisch“ ganz unmittelbar an Alltagswissen und Gegenwartsfragen an.

eine Frau mit kurzen dunklen Haaren und weißem Kittel bearbeitet einen braunen Krug mit einem Pinsel
Foto: Restauratorin Panagula Kotsiari bei der Arbeit an einer bandkeramischen Butte Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Archäologie bedeutet Faszination, fortwährende Forschung und Wissenszuwachs. Daher konzentriert sich die Ausstellung gewollt nicht auf prunkvolle Schätze, sondern auf ausgewählte Exponate mit besonderer Herkunft und Geschichte, welche sie zu archäologischen Highlights werden lassen. Bereits der Titel der Schau betont Erfurts Bedeutung als zentralen Ort und den Themenbezug zu Identität und Kulturerbe.

Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen sind herzlich eingeladen, Erfurts Historie (inter-)aktiv zu erkunden. Jeder kann die Schau eigenständig entdecken, ganz ohne festen Startpunkt und je nach gewünschter Informationstiefe. Der Museumsbesuch soll inspirieren und Impulse für die Gegenwart geben.

Einige Highlights

Mittelalterliche Gussform auf einem urigen Holztisch, umringt von Exponaten aus der Bronzezeit, Steinen und Stoff
Foto: Künstlerisches Arrangement „Bronzezeit“ Foto: © Stadtverwaltung Erfurt - Marcel Krummrich Fotografie

Vor etwa 4.000 Jahren veränderte Bronze die Welt

Bronze – heute noch ein wichtiger Werkstoff in Kunst und Technik – ist die erste, gezielt vom Menschen entwickelte Legierung, aber nicht die älteste. Bereits vor 6.000 Jahren wurde im Nahen Osten und Anatolien das zufällig entdeckte Arsenkupfer als verbindender Stoff verwendet. Doch erst durch den Bronzeguss wurden Werkzeuge langlebiger, Waffen effektiver und das Kunsthandwerk lebendiger. Die Metallurgie und der Handel mit Rohstoffen führten zudem zu sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen.

Schädelknochen neben weiteren Knochen, zwei Urnen und etwas Erde auf einem urigen Holztisch
Foto: Künstlerisches Arrangement „Schädeltrepanation“ Foto: © Stadtverwaltung Erfurt - Marcel Krummrich Fotografie

Schädeltrepanation im Neolithikum

Das chirurgische Öffnen des Schädels zeigt das erstaunliche medizinische Wissen der Steinzeitmenschen und gilt als eine der ältesten bekannten chirurgischen Eingriffe überhaupt. Als Operationsbesteck dienten kleine scharfe Steine oder möglicherweise auch Knochengeräte. Bemerkenswert ist, dass viele Patienten überlebten, was verheilte Knochenstrukturen verraten. Dies deutet nicht zuletzt auf antiseptische Maßnahmen hin, wie der Verwendung von Heilkräutern oder Harzen.

Metallener Helm, Waffen und Werkzeuge auf urigem Holztisch umringt von rotem Samtstoff vor dunklem Hintergrund
Foto: Künstlerisches Arrangement „Kriegerische Konfrontation“ Foto: © Stadtverwaltung Erfurt - Marcel Krummrich Fotografie

Kriegerische Konfrontation

Die Merowingerzeit markierte für Thüringen eine Phase des Umbruchs, die von kriegerischen Auseinandersetzungen, politischer Eingliederung ins Frankenreich und kulturellem Wandel geprägt war. Archäologische Funde – insbesondere Gräberfelder – bieten wertvolle Einblicke. So ist die kleine, runde Scheibenfibel mit dem Kreuzsymbol nicht nur ein beeindruckendes Zeugnis fränkischer Handwerkskunst. Sie zeigt auch, wie christliche Symbole bereits vor der Missionierung durch Bonifatius langsam Eingang in den Alltag der Menschen fanden.

Bronzeeimer auf Holztisch und Tierfell stehend, umringt von Nüssen, Weintrauben, Oliven und ausgestopften Vögeln
Foto: Künstlerisches Arrangement „Römische Genusskultur“ Foto: © Stadtverwaltung Erfurt - Marcel Krummrich Fotografie

Römische Genusskultur

Obwohl Erfurt nie Teil des römischen Reiches war, hinterließ die römische Kultur auch hier ihre Spuren. Der Hemmoorer Bronzeeimer steht sinnbildlich für den kulturellen Austausch zwischen Römern und Germanen durch Handelsbeziehungen, militärische Kontakte und Bündnisse verschiedenster Art. Er gehörte zum Luxusgeschirr römischer Haushalte. Sein hiesiges Auffinden symbolisiert, dass in den Haushalten der germanischen Oberschicht ein Hauch von Rom spürbar war. Dies blieb nicht ohne Einfluss auf einheimische Sitten bei festlichen Gelagen.

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