Tolle Jahre. An der Schwelle zur Reformation

Im Erdgeschoss zeigt das Stadtmuseum unter dem Titel „Tolle Jahre. An der Schwelle der Reformation“ Erfurt als Thüringer Metropole im Ausgang des Mittelalters.

Erfurt als „Metropolis Thuringiae“

Raumaufnahme der Ausstellung im Erdgeschoss
Foto: Blick in die Ausstellung im Erdgeschoss Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Im Jahr 1493 bezeichnet Hartmann Schedel in seiner Weltchronik Erfurt als das „Haupt Thüringens“. Die Metropole gehörte im Spätmittelalter zu den größten Städten des Reiches. Begünstigt von der Natur und der Lage an wichtigen Fernstraßen blühten Handel und Gewerbe. Die Erfurter Universität mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 gehörte zu den führenden Hochschulen Europas. Seit dem 13. Jahrhundert hatte sich die Bürgerschaft weitgehende Autonomie von ihrem Landesherrn, dem Mainzer Erzbischof errungen. Herzstück dieser Ratsherrschaft war das Rathaus am Fischmarkt.

Eine außergewöhnliche Präsentation in Anlehnung an die historische Ratshalle lässt das spätmittelalterliche Erfurt in einer ganzen Macht und Pracht wieder erlebbar werden. Neben einer Reihe wertvoller Exponate, wie Teilen des Erfurter Ratssilbers, können die Besucher/-innen sich in zahlreiche historische Dokumente vertiefen.

Fünf Ausstellungsabschnitte informieren im ersten Teil der Dauerausstellung:

  • Der Erfurter Rat mit Teilen des Ratssilbers und dem Großen Siegel der Stadt
  • Das Rathaus mit dem Relief des Großen Stadtwappens und mannshohen Setzschilden
  • Die Gerichtsbarkeit mit mittelalterlichem Pranger und prunkvollem Richtschwert
  • Die Stadtverteidigung mit einer Wallarmbrust von 2,50 m Spannweite
  • Das Volk von Erfurt mit Bildnissen und Wappen vermögender Bürger, sowie zahlreicher Dokumente

Die sakrale Gemeinschaft

Blick in die Ausstellung mit Modellen, Kircheninventar und Steinplatten
Foto: Blick in die Ausstellungshalle zum religiösen Leben in Erfurt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Die Bürgergemeinde als sakrale Gemeinschaft schließt sich im südlichen Erdgeschoss als weiterer Ausstellungskomplex an. Glauben, Jenseitsvorstellungen sowie wirtschaftliche und soziale Komponenten werden hier beleuchtet und dargestellt. Man erhält ein Bild vom „thüringischen Rom“ mit seinen zahlreichen Kirchen und Klöstern zu jener Zeit, in der Martin Luther entscheidende Jahre seines Lebens hier verbrachte.

Erfurt wurde wegen seiner vielen Kirchen als „Rom des Nordens“ bezeichnet. Martin Luther sprach von der „Erfordia turrita“, dem türmereichen Erfurt. Das Ensemble aus Mariendom und Severikirche auf dem Domhügel und die Peterskirche auf dem Petersberg überragten die über 40 Gotteshäuser der Stadt. Obwohl das 742 von Missionar Bonifatius gegründete Bistum Erfurt nur wenig später dem Erzbistum Mainz angegliedert wurde, stellte Erfurt das kirchliche Zentrum Thüringens dar.

Die Ausstellung zeigt bedeutende Schätze der Erfurter Kirchen, sowie Zeugnisse der zahlreichen Spenden und Stiftungen der Erfurter Bürgerschaft an den Klerus für die Sorge um ihr Seelenheil.